70 Jahre Raumausstattung Roth in Meßstetten – Wie eine ausgeprägte Liebe erfolgreich die Firmengeschichte fortschreibt

 

Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft nutzte das Jubiläum „70 Jahre Raumausstattung Roth“ nicht nur, um zum runden Geburtstag zu gratulieren, sondern auch um im Rahmen seiner traditionellen Firmenbesuche dem alteingesessenen Meßstetter Handwerksbetrieb die Ehre zu erweisen. 

Dass an diesem feierlichen Freitagabend in der Konradstraße 1 die Geselligkeit im Kreise von gut vier Dutzend Gästen und Freunden des Hauses Roth nicht zu kurz kam, versteht sich von selbst. Allein schon die „Alten Säcke“ aus Tieringen – ja, sie nennen sich wirklich so – sorgten mit ihren zahlreichen Gesangseinlagen à la Comedian Harmonists für beste Unterhaltung; exklusives Vor-Ort-Konzert würde es beinahe besser treffen. Dazwischen aber blieb genügend Zeit für einen gemütlichen Plausch an den Biertisch-Garnituren unter freiem Himmel, die obligate Gratulationstour und natürlich für einen geschichtlichen Abriss zu „70 Jahre Raumausstattung Roth“ – unterhaltsam vorgetragen von der allseits bekannten Chefin Heidi Roth höchstpersönlich.

Wir reisen zurück ins Jahre 1954, Deutschland nimmt in den Wirtschaftswunderjahren so richtig Fahrt auf und die Fußball-Nationalelf holt ihren ersten WM-Titel; auch in Meßstetten erblühen nach den Kriegswirren und kargen Nachkriegsjahren Handel und Handwerk. Erich Roth und seine Ehefrau Hilde gründen ihr Geschäft im eigenen Wohnhaus – Tapeziermeister lautete damals noch die Berufsbezeichnung. Ein kleines Ladengeschäft im Erdgeschoss sorgt für Kundschaft und in der benachbarten Werkstatt werden deren Wünsche umgesetzt. 1966 kommt die Scheune dazu. Sie wird ausgebaut und das Ladengeschäft wächst auf 70 Quadratmeter an.

Im Jahre 1971, Gerhard Roth ist gerade einmal 15 Jahre alt, beginnt der Sohn von Erich und Hilde Roth seine Lehre zum Raumausstatter. Drei Jahre später, das Ende der Ausbildung vor Augen, trifft ein Schicksalsschlag die Familie Roth: Erich Roth stirbt am Pfingstsamstag mit nur 46 Jahren an einem Herzinfarkt. Nur vier Tage nach dessen Beerdigung wartet auf Gerhard Roth die Gesellenprüfung in Stuttgart, die der junge Meßstetter trotz der düsteren Tage zu Hause mit Bravour meistert.

Aber es stellt sich eine Frage: Was passiert jetzt mit dem Betrieb? Gerhard, sein älterer Bruder Alfred und Mutter Hilde beweisen Mut; sie entscheiden: Wir machen weiter. Alfred kümmert sich um die Buchhaltung, Hilde näht Gardinen und Gerhard ist ab sofort der Raumausstatter. Er ist noch nicht volljährig und hat keinen Führerschein. Auslieferungen an Kunden übernimmt Jürgen Baumann, der Freund seiner älteren Schwester Christel.

Im Februar 1979 legt Gerhard Roth als bis dahin jüngster Raumausstatter seine Meisterprüfung in Ulm ab. Schon ein Jahr zuvor tritt Heidi Schlaich aus Geislingen in sein Leben. Die junge Frau möchte zwar lieber nach Karlsruhe und Krankenschwester lernen, aber Gerhard Roth wirkte mit seinem nüchternen Meßstetter Charme offenbar überzeugend: „Ich brauche keine Krankenschwester, sondern eine Frau im Geschäft.“ Weil die Liebe größer ist als der Wunsch Krankenschwester zu werden, steigt Heidi mit ins Geschäft ein. Heute wird wohl kein Meßstetter widersprechen, wenn man sagt, dass sie mittlerweile die gute Seele des Hauses Roth ist.

Nach der Hochzeit 1981 übernehmen die Jungen die Firma. Das Geschäft floriert und die Räumlichkeiten in der Konradstraße sind zu eng geworden. Das alte Gebäude wird abgerissen, es weicht einem großzügigen Haus mit Ladengeschäft, am 3. Juli 1982 wird der Einzug gefeiert. Die Auftragslage ist weiterhin sehr gut und zieht an, so dass im August 1983 der erste Lehrling eingestellt wird: Konrad Müller, heute selbst längst Meister und noch immer unverzichtbarer Mitarbeiter, wie die Chefin bei der Jubiläumsfeier nicht nur einmal betont: „Er gehört zur Familie.“

Der gute Ruf der Firma Roth klingt nicht nur in Meßstetten, weit über die Stadtgrenzen hinaus zieht sich der treue Kundenkreis. Die Näherei wächst und wächst und nicht wenige Raumausstatter-Kollegen aus der Region kommen zu den Roths nach Meßstetten, um nähen zu lassen. Den Facharbeitermangel, der sich durch fast alle Berufsbranchen zieht, spüren nämlich auch die Raumausstatter. Umso glücklicher ist Heidi Roth, dass sie auf einen zuverlässigen Mitarbeiterstamm bauen kann: „Wir haben ein super Team“, ruft es die Chefin in die illustre Runde und umgehend brandet großer Beifall auf.

Mit Schwaben-Fleiß zum Erfolg

Bürgermeister Frank Schroft übernahm das imaginäre Mikro von Heidi Roth und beglückwünschte die Familie zum Firmenjubiläum und betonte, wie wichtig es heutzutage ist, eine verlässliche und funktionierende Belegschaft zu haben. Er lobte den ur-schwäbischen Fleiß, der beinahe schon ein Garant für Erfolg sei. Der Schultes wünschte alles Gute für die kommenden Jahre und Jahrzehnte und überreichte einen großen Blumenstrauß sowie ein Präsent mit guten Tropfen. 

Das Schlusswort bei den Dankesreden gebührte Steffen Schlegel. Der Obermeister der Raumausstatter-Innung blickt sogar auf einen Silberstreif am Horizont: Seit ein, zwei Jahren sehe es beim Nachwuchs wieder besser aus. Eine frohe Kunde für eine gute Adresse: Raumausstattung Roth in Meßstetten, hier blickt man im jetzt 71. Jahr des Bestehens optimistisch nach vorne und bietet den Kunden das breitgefächerte Angebot von der gediegenen Gardine über das edle Holzparkett bis hin zum modischen Deko-Artikel. (VB)