Ein halber Liter für einen lebenswichtigen Zweck – Wer Blut spendet, hat seine Mitmenschen im Blick

 

„Blutspenden hilft Leben retten“ oder „Einmal spenden und bis zu dreimal helfen“ – Markante Sätze, mit denen die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes um Spender werben. Und obwohl jeder von uns weiß, wie wichtig Blutspenden ist, ist die Zahl derer, die regelmäßig einen halben Liter ihres Lebenssaftes abgeben, stark rückläufig. Recht fleißig spenden zwar die Meßstetterinnen und Meßstetter, doch auch hier gab es schon bessere Zeiten, wie Bereitschaftsleiterin Rebekka Robnig weiß.

Trotz aller wissenschaftlichen Entwicklungen und medizinischen Fortschritt kann Blut bislang nicht künstlich hergestellt oder ersetzt werden. Im Notfall ist also jeder Mensch auf eine Blutspende eines anderen Menschen angewiesen; und diese Situation kommt häufiger vor, als wohl die meisten denken: Jeder 3. Mensch braucht einmal im Leben Blut. Das zeigen langjährige Statistiken des DRK.

Der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg–Hessen ist der größte Verbund der DRK-Blutspendedienste in Deutschland. 5000 Blutspendeaktionen mit ungefähr 650.000 Vollblutspenden kommen jährlich zusammen. Tag für Tag werden 1800 Blutspenden in Baden-Württemberg und 900 in Hessen benötigt; bundesweit sind es zirka 15.000 täglich (wofür, darüber gibt unsere Grafik nähere Auskunft). Einen Teil dieses Bedarfs decken auch fleißige Spenderinnen und Spender aus Meßstetten und Umgebung. Denn der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg–Hessen ist auch zuständig für die drei DRK-Bereitschaften Meßstetten, Tieringen-Hausen a.T. und Obernheim-Oberdigisheim. Und das seit über fünf Jahrzehnten.

Es war am 25. August 1970, als in Meßstetten erstmals Blut gespendet wurde. 158 Frauen und Männer waren gekommen und am Schluss gab es 158 abgenommene Spenden, alles Erstspenden. Nach nur wenigen Jahren kletterten diese Zahlen deutlich auf Mitte 200, wo sie sich auch bis Mitte der 1990er-Jahre einpendelten. Am 10.10.1995 wurde mit 315 Spenden erstmals die nächste Marke übersprungen. Bis heute hält der 26.08.1999 den Meßstetter Rekord: 417 Freiwillige, davon 29 Erstspender und 417 abgenommene Spenden. Zwar stand noch zwei weitere Male eine 4 vorne dran, aber die Bereitschaft ging nach und nach spürbar zurück. Bis zum gegenwärtigen Tiefpunkt am 12. Februar 2018 mit nur 83 Spenden; sieht man mal von zwei Nuller-Terminen aufgrund der Corona-Pandemie ab. Unter dem Strich ergeben sich für Meßstetten bislang 36140 Spenden; die Zahl an Erstspendern beläuft sich auf 1711.

Die gemeinsame Bereitschaft Obernheim-Oberdigisheim startete im Februar 1998 mit Blutspendeaktionen. Während man hier in den ersten 15 Jahren meist im Hunderter-Bereich lag, gab es nach dem Tiefstand (5. Februar 2013) mit 43 Spenden, keine große Erholung mehr und bislang nie wieder ein dreistelliges Ergebnis. Summiert ergeben sich bis heute 2477 Spenden, 129 Menschen waren zum ersten Mal beim Blutspenden.

Letzter im Meßstetter Bunde ist die Bereitschaft Tieringen mit dem benachbarten Hausen a.T. Im September 2010 stand erstmals ein Blutspendetermin im Kalender mit 68 abgenommenen Spenden und 17 Erstspendern. Dreistellig wurde man das erste Mal am 18. März 2014 mit 114 Spenden; zugleich hält dieser Tag bis heute auch den Rekord. Zu Buche schlagen bis heute 1479 Spenden, die Zahl der Erstspender liegt bei 147. 

Die drei Meßstetter Bereitschaften gehören zu den kreisweit 23 von insgesamt 24 DRK-Ortsvereinen, die Blutspendetermine anbieten. Mit großem Erfolg, wie Rebekka Robnig weiß. Seit ihrem 15. Lebensjahr ist sie im DRK-Ortsverein Meßstetten und seit gut 20 Jahren Bereitschaftsleiterin. „Wir liegen ziemlich weit vorne im Landkreis, was die Spendenfreudigkeit anbelangt“, verdeutlicht die Ehrenamtliche mit Blick zu Tanja Dräger, die das nur bestätigen kann. Die Tailfingerin ist Referentin beim DRK-Blutspendedienst und kann auf einen riesigen Fundus an Statistiken zugreifen.

Tanja Dräger glaubt auch zu wissen, weshalb die Bereitschaft, alle paar Monate einen halben Liter Blut zu lassen, in den zurückliegenden Jahren so geschwunden ist. „Zu wenig Werbung, zu wenig Aufklärung in der Bevölkerung und kaum noch ein Thema in Schulen“, sagt die DRK-Fachfrau. Rebekka Robnig bestätigt diese These dahingehend, dass auch in Meßstetten kaum noch Erstspender unter 30 Jahren kommen, von richtigen Jungspendern ganz zu schweigen. Tatsächlich liest sie bisweilen niederschmetternde Kommentare auf ihre Werbung in Social-Media-Kanälen. „Warum soll ich etwas Gutes für andere tun, mir tut auch niemand etwas Gutes“ – Sätze wie diese ärgern Robnig sehr und leider seien sie keine Seltenheit. So sind – wohl nicht nur in Meßstetten und Umgebung – die älteren Blutspenderinnen und Blutspender jene, die am treuesten zur Stange halten und etwas Gutes für ihre Mitmenschen tun.

Blutspenden darf in Deutschland jeder, der volljährig ist. „Aufgehoben ist mittlerweile auch die einstige Altersgrenze von 73 Jahren“, erklärt Tanja Dräger. Allerdings gibt es für alle Engagierten Folgendes zu beachten: Sie müssen fit und gesund sein, mehr als 50 Kilogramm Körpergewicht haben und am Blutspende-Tag mindestens zwei Liter Flüssigkeit zu sich genommen haben. Zur Stärkung nach dem Aderlass gibt es in Meßstetten nicht nur das obligate Vesper wie andernorts, sondern ein warmes Essen. „Sogar eine vegane Variante ist mittlerweile im Angebot“, informiert Rebekka Robnig, die auch zum vierköpfigen Küchenteam gehört und sich über nichts mehr freuen würde, als dass wieder mehr Meßstetterinnen und Meßstetter zum Blutspenden kommen würden. Die nächste Gelegenheit bietet sich gleich am kommenden Dienstag, 11. Juni, in der Festhalle. Dann wieder am 10. September und am 28. Dezember. In Oberdigisheim ist der nächste Termin am 30. August und in Tieringen am 9. Oktober. (VB)

 

DRK-Ortsverein Meßstetten: 48 Aktive (davon 5 Senioren) und 18 Jugendrotkreuzler, Vorsitzender Felix Steidle, stellvertretende Vorsitzende Heike Sieber, Bereitschaftsleiterin Rebekka Robnig, Bereitschaftsleiter Jörg Löffler, Stellvertreterin Selina Löffler und Stellvertreter Ferdinand Wysotzki. Kontakttelefonnummer 0173 4243291

DRK-Ortsverein Tieringen-Hausen a.T.: 15 Aktive, Vorsitzender Florian Bader, Bereitschaftsleiterin Stefanie Hofmann. Die Tieringer sind aktuell am Aufbau einer Jugendrotkreuzgruppe. Alle Kontakttelefonnummern unter www.drk-tieringen-hausen.de

DRK-Ortsverein Obernheim-Oberdigisheim: 30 Aktive, 6 Jugendrotkreuzler, Vorsitzender Georg Maier, Bereitschaftsleiter Frank Härter, Bereitschaftsleiterin Ulrike Scheurer, Stellvertreter Thorsten Scheurer, Stellvertreterin Paula Schneider. Kontakttelefonnummer 07436 8344.

www.blutspende.de