MVV-Absage entmutigt IIGP-Verantwortliche nicht: Es laufen bereits Gespräche mit neuen interessierten Unternehmen

 

Wie ist der Status quo beim Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark (IIGP) Zollernalb in Meßstetten, nachdem der erste Ansiedlungskandidat, die Firma MVV, den Rückzieher machte? Zurück auf Los? Mitnichten, wie IIGP-Geschäftsführerin Heike Bartenbach jüngst im Gemeinderat informierte. 

Es gab unzählige Gespräche, Abstimmungen, Untersuchungen und sogar Beschlüsse; ja, die Verträge waren beinahe schon notarreif, doch das Mannheimer Unternehmen MVV, das auf dem einstigen Bundeswehr-Gelände eine hochmoderne Bioabfallvergärungsanlage errichten wollte, machte überraschend einen Rückzieher. Das ist zwar ein Rückschlag, doch der entmutigt die Verantwortlichen des Zweckverbandes „Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark (IIGP) Zollernalb“ nicht. 

Leuchtturmprojekt

„Mit dem Kauf des Geländes der ehemaligen Zollernalb-Kaserne und dessen Umwandlung entsteht ein moderner, klimabewusster und zukunftsorientierter Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark, der als Leuchtturmprojekt dynamischer Wirtschaftsförderung weit über die Region Strahlkraft haben wird.“ Diese Aussage, die Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft, seines Zeichens auch IIGP-Vorsitzender, im September 2023 anlässlich der Unterzeichnung des Kaufvertrags beim beurkundenden Notar machte, wiederholte er erst vor wenigen Tagen beim Meßstetter Bürgerempfang. „Das ist unser Anspruch und den werden wir sukzessive und konsequent realisieren“, versprach der Schultes vor über 700 Gästen. Schon zwei Tage zuvor, in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates, bekräftigte er zuversichtlich: „Das Gebiet wird zum Erfolg, aber für eine Konversion braucht man einen langen Atem.“ 

IIGP-Geschäftsführerin Heike Bartenbach informierte das Bürgergremium umfassend über das bisher Geschehene, sie blickte auf die aktuelle Lage und auch in die Zukunft. Neben der Verhandlung des Kaufvertrags waren die Bauleitplanung für das Gelände, das seit 1. Februar 2024 im Eigentum des Zweckverbandes ist, sowie die Erschließungsplanung die dominierenden Aufgaben des Jahres 2023.

Mit der Umstellung der Wärmeversorgung auf Hackschnitzel durch den Landkreis wurde ein wesentlicher Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet und gleichzeitig regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt.

Das laufende Jahr kennzeichnen bislang die Übernahme des Geländes, einschließlich der Versorgungsinfrastruktur und der Mietverhältnisse sowie Waldpflege- und Artenschutzmaßnahmen. Neu erstellt werden soll die Internetseite, ebenso werden Marketingstrategien weiterentwickelt. Der Bebauungsplan, bei dem es wie gewohnt zahlreiche Hürden zu nehmen gibt, soll 2025 rechtskräftig werden, erklärte die Geschäftsführerin. Bartenbach erläuterte, dass es in diesem Zusammenhang möglich sei, bei Bedarf auch für Teilflächen einen Bebauungsplan aufzustellen. „So können wir schneller reagieren, wenn gezielte Anfragen kommen.“ Diese sind sogar schon vorhanden. „Sehr gut war im Zusammenhang mit der MVV die Kooperation mit den beteiligten Planungsbüros und Genehmigungsbehörden. Davon werden auch zukünftige Unternehmen profitieren“, sagte die IIGP-Geschäftsführerin.

Acht Bauabschnitte bis 2030

„Erfreulicherweise gibt es mittlerweile weitere interessierte und für uns interessante Unternehmen, die sich vorstellen können, sich bei uns anzusiedeln. Wir führen bereits seit geraumer Zeit intensive Gespräche und sind sehr zuversichtlich“ – was Bürgermeister Frank Schroft beim Bürgerempfang hervorhob, unterstrich auch Heike Bartenbach in der Gemeinderatssitzung: Aktuelle Anfragen gebe es aus den Branchen Bau, Energiewirtschaft, Textil und Fortbildung. Die IIGP-Führung hat allerdings ein Auge darauf, wer künftig auf dem einstigen Bundeswehr-Gelände ein Domizil hat. Für Lagerflächen und großflächigen Einzelhandel, für Logistik-Betriebe und Vergnügungsstätten solle die wertvolle Industriefläche allerdings nicht genutzt werden. Vielmehr wünscht sich der Zweckverband Industrie und Produktion, besonders gerne dann, wenn Unternehmen aus der Region erweitern wollen, sowie innovative Firmen, etwa aus der Bioökonomie, der Medizintechnik, der Kreislaufwirtschaft und der „Grünen Wirtschaft“. Dass dies alles nicht nur heiße Luft und Wunschdenken sind, zeigte Heike Bartenbach anhand zweier Beispiele auf: „Es gibt aktuell Anfragen eines jungen innovativen Unternehmens und eines Unternehmens mit ca. 150 Arbeitsplätzen.“

Die Geschäftsführerin warb ebenso wie Bürgermeister Frank Schroft um Geduld: „10, 15 oder gar 20 Jahre sind nicht unüblich, bis ein Industriegebiet voll erschlossen und letztlich mit Firmen besetzt ist.“ Wie der Weg ins nächste Jahrzehnt aussehen soll, zeigte Heike Bartenbach auf. Geplant ist die Erschließung des Areals in acht Bauabschnitten bis 2030. Im Süden ist eine zusätzliche Zufahrt geplant. Die bestehenden Straßen müssen erneuert werden. Die von der Bundeswehr in einem Ringnetz und quer übers Gelände verlaufenden Leitungen für Strom, Wärme, Wasser und Abwasser müssen für den zivilen Nutzen auf zukünftig einzelnen Grundstücken neu verlegt werden und dem Bedarf eines modernen, nachhaltigen und digitalen Industriegebiets angepasst werden. Für den Rückhalt des Niederschlagswassers ist ein zentrales Retentionsbecken im Süden geplant.

(VB)